Expansion und Konsolidierung
Schalthaus in Geisling, erbaut 1996.
Nach dem Tod von Rupert Heider im Jahr 1956 übernahm Fritz Heider die alleinige Führung des Unternehmens. Unter seiner Leitung wurden in den 50er-Jahren die Verteilungsanlagen weiter verbessert, Eisenleitungen durch Kupfer- und Aluminiumleitungen ausgetauscht, ältere Transformatoren ausgewechselt und die Leistungen der Turbinen erhöht.
Leitungsbau in den 90er-Jahren.
Auch galt es nun, in verstärktem Maße dem Konkurrenzdruck größerer Unternehmen – die nicht selten durch die Staatsregierung unterstützt wurden – und den Begleiterscheinungen der sogenannten „Flurbereinigung“ entgegenzuwirken, weil die Diskussion um private und staatliche Energieversorgung zunehmend die Existenz des EWW bedrohte. Nur durch konsequentes Erhöhen der Versorgungssicherheit und eine bürgernahe Versorgungspolitik ist es dem EWW – im Gegensatz zur großen Mehrheit der kleineren Versorgungsunternehmen – gelungen, dem energiewirtschaftlichen bzw. energiepolitischen Druck zu widerstehen und seine Eigenständigkeit als mittelständischer Familienbetrieb bis heute zu erhalten.
Versorgungsnetz Heider Energie
Wie bereits Mitte der 50er-Jahre geplant, begann man 1959 mit dem Ausbau der dritten Höllbachstufe. Große Schwierigkeiten galt es bei der Beschaffung der erforderlichen Grundstücke zu überwinden und auch beim wasser- und baurechtlichen Genehmigungsverfahren mussten hohe Hürden genommen werden. Nicht zuletzt dank der großartigen Unterstützung durch die Bevölkerung, konnten aber schließlich alle Probleme aus dem Weg geräumt und diese wichtigen Baumaßnahmen durchgeführt werden. Zwischen der Holzmühle und der Ortschaft Rettenbach sowie bei der Ortschaft Postfelden wurde jeweils ein Stausee errichtet. Der Speicher Rettenbach umfasst eine Staufläche von 50 ha und hat einen Stauinhalt von 1,4 Mio. m³.
Entwicklung Energieabsatz (1909 – 2009)
Der Speicher in Postfelden, der einerseits der Wasserspeicherung, andererseits der unmittelbaren Wasserkraftausnützung (Betriebsspeicher) für Turbinen dient, hat einen Stauinhalt von 450.000 m³. Diese Wasserspeicher erfüllen aber nicht nur eine wichtige Funktion zu Energiegewinnung. Ihnen kommt zudem eine wachsende Bedeutung sowohl beim Hochwasserschutz als auch als Rückzugs-Biotop für die heimische Natur zu. Die Speicher werden zudem als Naherholungsgebiet für die Region zwischen Rettenbach und Wiesent immer beliebter.
Ohne jede finanzielle Unterstützung durch den Freistaat ging die Anlage mit zwei Turbinen schließlich im Herbst des Jahres 1961 in Betrieb. Somit stand dem EWW eine Leistung von 2.200 Kilowatt Wasserkraft zur Verfügung.
Stausee beim Höllbachkraftwerk 3 in der Gemeine Brennberg.
Hinzu kamen Verbesserungen der Versorgungsanlagen nach dem neuesten Stand der Technik. Sowohl im wachsenden Industriegebiet von Straubing, als auch bei den weit entfernten Gehöften im Bayerischen Wald wurde dadurch eine höhere Versorgungssicherheit gewährleistet. Die Folge war ein verstärkt einsetzender wirtschaftlicher Aufschwung des Unternehmens. Damals wie heute war die Unternehmensleitung darauf bedacht, durch sparsame Betriebsführung, finanzielle Unabhängigkeit und hohe Investitionen den Fortbestand des Unternehmens und damit auch der Arbeitsplätze zu sichern und eine außergewöhnliche Versorgungsqualität zu gewährleisten. Im Jahre 1967 erhielt das EWW eine weitere Einspeisung aus dem Umspannwerk der OBAG in Straubing, zunächst mit einem 4.000 Kilowatt-Anschluss. Damit war neben der Übergabestelle Demling und der Kraftwerksgruppe im Nordwesten des Versorgungsgebietes eine zweite im Südosten installiert, die eine absolut zuverlässige Einspeisung garantierte.
Speicher Rettenbach: Auslaufbauwerk.
Höhere Leiterquerschnitte im 20 kV-Netz sicherten die flächendeckende Versorgung. Die Leistungs- und Verlustoptimierung wurde durch eine Richtfunkstrecke erreicht, welche die Schaltstellen Höllbachkraftwerke - Zentrale Wörth – UW Straubing verbindet. Sämtliche Bezirksstellen wurden mit Betriebsfunk ausgerüstet, der nicht nur den Ablauf entscheidend verbesserte, sondern auch in Verbindung mit dem Einbau von Kurz-Unterbrechungs-Schaltern bei Netzstörungen Ausfallzeiten beträchtlich zu vermindern half.
Die Jahre der wirtschaftlichen Rezession in den frühen siebziger Jahren belasteten das Unternehmen nur in geringem Maße. Hier wirkte sich die besondere Kundenstruktur positiv aus: Denn das EWW belieferte überwiegend Tarifkunden und kleinere Unternehmen, die gegen Konjunkturschwankungen weniger anfällig waren als größere Betriebe. So konnten auch in wirtschaftlich eher schwierigen Zeiten gut 25 % der Bilanzsumme Jahr für Jahr in umfangreiche Netzmodernisierungen investiert werden.
Die gesamte technische Leitung wurde Mitte der siebziger Jahre der Hauptverwaltung Wörth zugeteilt, der zusammen mit den Bezirksstellen Wörth, Rain, Ittling und Parkstetten die Verwaltung wie auch der immer noch selbst durchgeführte Netzausbau oblag. Vor allem die Bezirksstellen fördern dezentral den Kontakt zum Kunden im Sinne einer direkten und unbürokratischen Verbindung zum Energieversorgungsunternehmen. Bei Neuanschlüssen, Reparaturarbeiten und erst recht im Katastrophenfall sichern sie zudem einen schnellen und effizienten Einsatz.